Für die Architektin Anna Heringer bietet Lehm als Baumaterial zahlreiche Vorteile. Lehm ist gesund und reguliert auf natürliche Weise die Luftfeuchtigkeit. Als Baustoff ist er meist regional vorhanden und kann schon aus dem Kelleraushub gewonnen werden. Während konventionelle Baustoffe wie Zement bei der Herstellung viel Kohlendioxid verursachen und beim Abriss als Bauschutt zurückbleiben, lässt sich mit Lehm nachhaltig arbeiten, da dieser zur Gänze natürlich abbaubar ist.
Obwohl Lehmbau eine lange Tradition hat, ist er in Europa und auf anderen Kontinenten mehr und mehr als „Baustoff der armen Leute“ verpönt und verdrängt worden.
Die international tätige Architektin plant nicht nur, sie hat auch regelmäßig ihre eigenen Hände im Lehm. Erde in die Hand zu nehmen, tut der Seele gut, ist Anna Heringer überzeugt. 2005 realisierte sie ihr Diplomarbeitsprojekt, die „METI School“ in Rudrapur, einem Dorf im Norden von Bangladesch.
Anna Heringer wurde 1977 in Laufen, einer kleinen, bayrischen Grenzstadt nahe Salzburg geboren. Im Alter von 19 Jahren geht sie für ein Jahr nach Bangladesch und arbeitet dort für die NGO „Dipshikha“ im Bereich der nachhaltigen Entwicklungsarbeit. 2004 schließt sie ihr Architekturstudium an der Kunstuniversität Linz ab. Seit 2005 leitet sie ihr eigenes „Studio Anna Heringer“. Die Lehmbauexpertin hat die UNESCO-Professur für Earthen Architecture, Building Cultures and Sustainable Development inne und arbeitete als Gastprofessorin bereits in Wien, Linz, Zürich, München, Stuttgart, Alghero und Harvard. Anna Heringer wurde mit zahlreichen, renommierten Preisen wie dem „Aga-Khan-Preis für Architektur“ oder dem „Global Award for Sustainable Architecture“ ausgezeichnet. 2020 gewann sie den „Obel Award“.