Wieviel Wasser verbraucht ein Gründach?

Wieviel Wasser verbraucht ein Gründach?

In Kürze:

Diese zunächst einfache Frage birgt viele Feinheiten und bringt ebenso viele Fragen mit sich. Wie funktioniert die Bewässerung eines Gründachs? Kann ich mein Gründach passiv bewässern? Wieviel kostet mich das Wasser zur Bewässerung im Jahr? Und gibt es vielleicht sogar kostensparende Aspekte bei der Bewässerung eines Gründachs?

Um die vielen Fragen rund um die Dachbegrünung beantworten zu können, ist es zunächst einmal wichtig den Unterschied zwischen einem intensiv und einem extensiv begrünten Dach zu kennen.

Während extensiv begrünte Dächer meist geringe Aufbauhöhen zwischen fünf bis 15 cm haben, können intensiv begrünte Dächer eine Aufbauhöhe von bis zu einem Meter erreichen. Extensiv begrünte Dächer werden dabei mit niedrig wachsenden Pflanzen wie Moosen, Sukkulenten, Kräutern oder Gräsern bepflanzt. Ein intensiv begrüntes Dach kann hingegen einem normalen Garten in nichts nachstehen und sogar mit Büschen und Bäumen bewachsen sein.

Extensiv begrünte Dächer sind durch ihren Bewuchs mit dürreresistenten Pflanzen sehr leicht passiv zu bewässern.

Konkret bedeutet dies, dass der natürliche Regenfall zum Überleben der Pflanzen ausreicht und Dürreperioden mit dem pflanzeneigenen Wasservorrat und der Spei-cherwirkung des Sedums (Nährboden der Pflanzen) überbrückt werden können. In Deutschland wird eine aktive Bewässerung also nur in besonders trockenen Sommern notwendig. Die Biblio-thek der Universität Indonesia (s. Foto) ist ein gutes Beispiel für ein extensiv begrüntes Dach, welches keine aktive Bewässerung benötigt. Das indonesische Klima, welches rund um das Jahr konstante Niederschläge zu verzeichnen hat, ist ideal für die Begrünung.

Bibliothek der Universität Indonesia in Jarkata  · Foto von Tom Fisk von Pexels

Intensiv begrünte Dächer sind viel abhängiger von den Wetterbedingungen am Standort des Gebäudes.

Da der Erdboden auf einem Gründach kein Grundwasservorkommen hat, dass in der Natur Bäume und Pflanzen mit Wasser versorgen kann auch wenn es länger nicht regnet, muss auf dem Dach Niederschlagswasser gespeichert werden, um die künstliche Bewässerung zu minimieren. Hierbei wird das Wasser in einer Dränschicht auf dem Dach gespeichert. Auf diesen Speicher können die Pflanzen über den kapillaren Aufstieg des Wassers zugreifen. Bleibt es im Sommer jedoch zu lange trocken und die Pflanzen verbrauchen den gespeicherten Niederschlag, kann die Dränschicht auch künstlich mit Wasser nachgefüllt werden. Ein bewährtes System ist hierbei ein Schwimmer, der wie in einer Toilettenspülung Wasser nachströmen lassen kann, wenn der Wasserstand zu gering ist.

In Frankfurt wurde auf dem Dach des Skyline Plaza Einkaufszentrum ein intensiv begrünter Dachgarten auf 7.300 m² realisiert. Die Wasserversorgung erfolgt hier aufgrund der Größe über einen etwas anderen Ansatz. Eine Zisterne mit 265.000 Liter Fassungsvermögen speichert das Niederschlagswasser und pumpt dieses zur Wasserversorgung zu den Pflanzen.

Sobald der Wasserstand eines Gründachs auf null sinkt, muss künstlich bewässert werden.

Aber wie sieht es nun konkret mit dem Wasserbedarf aus? Diese Frage wird besonders bei ei-nem intensiv begrünten Dach relevant. Eine Abschlussarbeit der Hochschule Mainz hat anhand der Penman-Monteith Gleichung, welche ihren Ursprung in der Landwirtschaft zur Vorhersage vom Wasserbedarf von Nutzpflanzen hat, den Wasserhaushalt eines 100 m² Gründachs simuliert. Dieses ist mit handelsüblichen Rasen und Stauden bepflanzt. Als Referenzwert für den Nieder-schlag, der Sonneneistrahlung und weiteren Einflussfaktoren auf den Wasserverbrauch, wurde ein Durchschnitt aus den stündlichen Wetterdaten der letzten 10 Jahre in Mainz gebildet.

Abbildung 2 Wasserstand auf einem Beispieldach in Mainz im Jahresverlauf (Hochschule Mainz)

Sobald der Wasserstand des Dachs auf null sinkt, muss künstlich bewässert werden, da der Vorrat an Niederschlagswasser aufgebraucht ist. Die Ergebnisse für das 100 m² Dach zeigen dabei einen Bedarf von 14.000 Litern im Jahr, was Kosten von ca. 28 € im Jahr verursacht. Gleichzeitig kann das Dach aber auch 72% des gesamten Niederschlags im Jahr auf dem Dach verbrauchen. Dies hat den Vorteil, dass der Niederschlag nicht in die öffentlichen Kanäle geleitet werden muss. Wo wir beim kostensparenden Aspekt der Bewässerung von Gründächern angekommen sind: Die Abwassergebühren der Kommunen können durch ein Gründach im Vergleich zu einer versiegelten Dachfläche verringert werden.
Betrachten wir also zuletzt noch einmal die anfangs gestellten Fragen.

Ein Gründach kann, abhängig von seiner Ausführungsart, komplett passiv durch Niederschlag bewässert werden.

Bei einer komplexeren Begrünung wird eine künstliche Nachbewässerung jedoch unverzichtbar. Aber auch im zweiten Fall kann ein hoher Grad an Passivität erreicht werden, wenn Niederschlagswasser auf dem Dach gespeichert wird. Die Kosten pro Jahr sind vergleichbar mit der normalen Gartenbewässerung und lassen sich sogar durch die Einsparungen bei den Abwasser-gebühren kompensieren. Auf den Gesamtkomplex Gründach bezogen ist damit natürlich nur ein kleiner Teil an Kosten und Fallstricken betrachtet. Dafür ist Wasser eines der wertvollsten Güter unseres Planeten und damit immer eine Betrachtung wert.

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Von:
Felix Erdmann

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